Geschäftsmodell
Auswahlkriterien für Erlösmodelle analysieren
Impuls für die Methoden
Angesichts neuer Technologie- und Marktentwicklungen stehen Unternehmen vor der Frage, ob sich
dahingehende Investitionen lohnen. Investitionsentscheidungen sind besonders schwierig, wenn Erfahrungswertefehlen oder Umsätze aus bisherigen Investitionen (noch) ausbleiben. Im B2B-Bereich spielt im Zuge der digitalen Transformation Maschinenkonnektivität und der Aufbau eines digitalen Geschäfts auf Basis der gewonnenen Daten eine große Rolle. Viele Unternehmen haben bereits in die Konnektivität ihrer Maschinen und Anlagen investiert. Jedoch bleiben die erzielten Umsätze oft hinter den Erwartungen zurück. Um eine fundierte Investitionsentscheidung zu treffen, kann die methodengeleitete Beantwortung folgender Fragestellungen hilfreich sein.
- Welchen Nutzen generieren die angebotenen Produkte und Services extern und intern?
- Wie wirken sich die vom Unternehmen angebotenen Produkte und Services aufeinander aus?
- Welche Auswirkungen haben Investitionen in digitale Lösungen? Welche Kosten und Aufwände
- sind damit verbunden? Welche Vorteile und Einsparungen ergeben sich daraus?
Beim Value Mapping handelt es sich um ein einfach handhabbares Tool zur Zuordnung der jeweiligen Nutzenbeiträge pro Produkt bzw. Service. So können Unternehmen einen Überblick über das eigene Leistungsportfolio und dessen Wirkungszusammenhänge gewinnen. Dazu werden zunächst alle zu analysierenden Leistungselemente aufgelistet. Dann werden die internen und externen Nutzenkategorien identifiziert, die zur Erfüllung des Wertversprechens für die Kundschaft relevant sind (Kopfzeile). Schließlich wird pro Leistungselement angegeben, auf welche Nutzenkategorien es einzahlt (ankreuzen). Möglich ist auch eine abgestufte Bewertung auf einer Skala. Hier gibt man an, wie stark ein Leistungselement zu einer Nutzenkategorie beiträgt. Auch wenn Investitionen in digitale Angebote teilweise keinen direkten Umsatz
generieren, können sie für die Kundschaft zum Beispiel ein Kaufargument für physische Produkte sein und sich durch die Steigerung des Produktgeschäfts insgesamt positiv auf den Umsatz auswirken.
Vorgehen:
- Definition passender Kategorien für Kosten/Aufwände und Ersparnisse/Vorteile.
- Aufschlüsselung aller für die Kategorien relevanten Teilaspekte.
- Abschätzung des jeweiligen monetären Werts und Festhalten der dazu getroffenen Annahmen.
- Festhalten identifizierter Unsicherheiten und Unklarheiten im Kommentarfeld.
Im Anschluss an die Identifikation des internen und externen Nutzenbeitrags beziffern Unternehmen die mit dem neuen (digitalen) Produkt oder Service verbundenen Kosten oder Aufwände sowie Ersparnisse oder Vorteile in einem konkreten Geldbetrag. Dabei kann es helfen, Voraussetzungen für die jeweiligen Annahmen festzuhalten. In der Abbildung werden verschiedene Aspekte einer Konnektivitätslösung aufgelistet, die je nach Unternehmen individuell angepasst werden können. Kosten und Aufwände entstehen beispielsweise für die Administration, Hardware, Software, Infrastrukturen und mögliche Risiken durch Outcome- oder leistungsbasierte Preismodelle. Dem gegenüber stehen Ersparnisse und Vorteile durch beispielsweise erleichterte Remote-Services, höhere Produktattraktivität und den Zugewinn neuer Kundschaftssegmente, ein erweitertes Leistungsportfolio und analysierbare Daten zur
Produktnutzung bei der Kundschaft. Letztere können unter anderem Aufschluss über Potenziale zur Produkt und Serviceverbesserung geben.
Vorgehen:
- Definition passender Kategorien für Kosten/Aufwände und Ersparnisse/Vorteile.
- Aufschlüsselung aller für die Kategorien relevanten Teilaspekte.
- Abschätzung des jeweiligen monetären Werts und Festhalten der dazu getroffenen Annahmen.
- Festhalten identifizierter Unsicherheiten und Unklarheiten im Kommentarfeld.
Diese Methode kann nützlich sein, um verschiedene zur Auswahl stehende technische Lösungen durchzuspielen und die finanziellen Auswirkungen zu vergleichen.
Geschäftsmodelle erarbeiten und verändern
Impuls für die Methoden
Um digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu durchdenken, müssen Unternehmen zunächst
ein Grundverständnis von (heutigen und zukünftigen) Wertversprechen und Zielgruppen sowie
Wertschöpfungsaktivitäten und Ertragsmechaniken erarbeiten. Bei der Ausgestaltung des (digitalen)
Angebotsportfolios gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen sowie Risiken und Unsicherheiten. Der Weg durch die digitale Transformation erfolgt in der Praxis oft schrittweise, da für den jeweils nächsten Schritt meist eine entsprechende technologische Grundlage und eine Datenbasis erforderlich sind.
Die folgenden Methoden dienen zur Entwicklung, Beschreibung und Gegenüberstellung von Geschäftsmodellen und zur Analyse von Szenarien zur Geschäftsmodellanpassung im Zuge der digitalen Transformation. Sie helfen dabei, die folgenden Fragestellungen zu bearbeiten.
- Wie können Unternehmen ihre Geschäftsmodelle systematisch und übersichtlich erarbeiten, diskutieren und anpassen?
- Welche Geschäftsmodellmuster können auf das eigene Unternehmen übertragen werden?
- Welche digitalen Angebote gibt es und wie lassen sich diese für das eigene Unternehmen ausgestalten?
- Wie soll Konnektivität monetarisiert werden? Soll Konnektivität beispielsweise in den Produktpreis eingebettet oder als zusätzliche Option verkauft werden?
- Wie beeinflusst Konnektivität die klassischen Services? Welche Synergien und Spannungsfelder (z. B. Kannibalisierungseffekte) ergeben sich für das Servicegeschäft?
- Welche Phasen und langfristigen Entwicklungsperspektiven ergeben sich für das Geschäft im Hinblick auf digitale Angebote?
- Vorauswahl von Mustern.
- Konfrontation mit Geschäftsmodellmustern und Diskussion der Übertragbarkeit auf das eigene Geschäft.
- Auswahl von als geeignet erscheinenden Mustern und Bewertung der Chancen und Risiken für das eigene Unternehmen.
Produktorientierte Unternehmen können digitale Technologien nutzen, um ihr klassisches Produkt- und Serviceportfolio um digitale bzw. datengetriebene Angebote zu erweitern und dadurch den Kundennutzen zu erhöhen. Durch Datenverfügbarkeit zur Produktnutzung und zur Produktleistung sind neue Zahlungsmodelle möglich, die einen erweiterten Kundschaftskreis ansprechen. Zudem können Unternehmen ein Software-Geschäft rund um Algorithmen zur zielgerichteten Datenanalyse aufbauen. Einige Unternehmen gehen bereits dazu
über, outcombasierte Serviceverträge anzubieten und somit der Kundschaft Ergebnisse zu garantieren. Jedes dieser digitalen Angebote weist verschiedene Möglichkeiten zur Ausgestaltung auf. Allerdings muss abgewogen werden, wie die notwendigen Investitionen in digitale Technologien (z. B. Konnektivitätslösungen, Softwareentwicklung) in die Produkt- und Servicepreise eingebettet werden. Gleichzeitig können intelligente datenbasierte Lösungen (z. B. Predictive Maintenance und Fernwartung) die klassischen Serviceeinnahmen reduzieren, da weniger Einsätze von Service-Mitarbeitenden bei der Kundschaft notwendig sind. Outcomebasierte Serviceverträge und nutzungsbasierte Preismodelle bergen nicht zuletzt hohe Risiken für Unternehmen und müssen sorgfältig analysiert werden. Mithilfe der folgenden Tabelle können Unternehmen entsprechende Ausgestaltungsoptionen digitaler
Angebote durchspielen. Ähnlich wie bei den zuvor beschriebenen Erlösmodell- und Geschäftsmodellmustern kann so diskutiert werden, welche Alternativen am besten zum Unternehmen passen.
Vorgehen:
- Gegenüberstellung von Ausgestaltungsoptionen und Diskussion der Übertragbarkeit.
- Analyse der Wechselbeziehungen digitaler Angebote und Abwägung von Monetarisierungsmöglichkeiten.
- Übertragung der ausgewählten digitalen Angebotstypen in entsprechende Geschäftsmodelle
und bedarfsgerechte Anpassung der Geschäftsmodellkomponenten.
Im Kontext von Geschäftsmodellen, die auf digitalen Plattformen basieren und dadurch nicht in klassischen Wertschöpfungsketten abbildbar sind, kann das Platform Business Model Canvas hilfreich sein. Darin werden Konstellationen von mehreren Beteiligten auf Seite der Anbietenden und der Nachfragenden innerhalb eines vernetzten Ökosystems berücksichtigt, die Daten und Güter austauschen. Innerhalb von Plattform- Geschäftsmodellen werden ursprüngliche Marktmechanismen durchbrochen und Produzenten, Partner, und Verbraucher über eine Plattform zusammengebracht. Diese vier Gruppen bilden die Quadranten des Canvas.
Beteiligte können mehrere Rollen gleichzeitig ausfüllen. Die Kernkomponenten des Plattform Business Model Canvas bilden Wertangebot, Wertransaktionen und Schlüsselkomponenten. Das Wertangebot beinhaltet den Mehrwert der Plattform für die jeweiligen Teilnehmenden. Für ein erfolgreiches Geschäftsmodell sollte sichergestellt werden, dass alle Teilnehmenden
einen Mehrwert aus der Plattform ziehen und so Netzwerkeffekte entstehen, die die Skalierung fördern. Werttransaktionen beziehen sich auf Leistungen wie Waren, Services oder Informationen, die die mTeilnehmenden bereitstellen oder erhalten. Plattformen sollten für eine Balance zwischen Leistungen und Gegenleistungen sorgen. Schlüsselkomponenten stellen die wichtigsten und erfolgsentscheidenden Funktionen der Plattform dar, die sich aus den Anforderungen der Beteiligten und ihrer Interaktion im Ökosystem ergeben. Dies können beispielsweise Filterfunktionen oder Algorithmen sein, die Angebots- und
Nachfrageseite zusammenbringen. Zu beachten ist, dass die Attraktivität von Plattformen mit zunehmender Anzahl von Plattformnutzern auf den verschiedenen Seiten steigt.
Vorgehensweise zum Ausfüllen des Platform Business Model Canvas:
- Definition der Plattform-Beteiligten.
- Definition von Rollen, Bedürfnissen und Beiträgen der einzelnen Beteiligten.
- Definition der notwendigen Funktionen der Plattform.
Unternehmerische Kernkompetenzen identifizieren
Impuls für die Methoden
Wenn sich Unternehmen auf die eigenen Stärken konzentrieren und sich so von Wettbewerbern abheben, können sie Wettbewerbsvorteile aufbauen. Dazu ist es notwendig, sich über die Kernkompetenzen des Unternehmens klar zu werden und Strategien zu entwickeln, um Kernkompetenzen aufzubauen und nachhaltig zu sichern. Kernkompetenzen sind Fähigkeiten, die ein Unternehmen in die Lage versetzen, wesentlichen Nutzen für die Kundschaft zu erbringen. Die Methoden dieses Kapitels unterstützen Unternehmen dabei, Antworten auf folgende Fragen zu finden:
- Welche Kernkompetenzen besitzt das Unternehmen?
- Kann auf Basis dieser Kernkompetenzen ein nachhaltiger Mehrwert für die Kundschaft erbracht werden (Nutzen)?
- Hat das Unternehmen die Kernkompetenzen exklusiv inne oder können sie vom Wettbewerber leicht imitiert werden (Imitationsschutz)?
- Führen die Kernkompetenzen zu einem nachhaltigen Vorteil gegenüber der Konkurrenz
(Differenzierung)? Bieten die Kernkompetenzen potenziellen Zugang zu neuen Märkten (Diversifikation)?
- Identifikation von Ressourcen und Fähigkeiten, die als besonders kostbar im Vergleich zur Konkurrenz bewertet werden (z. B. Beachtung der gesamten Wertschöpfungskette, SWOT-Analyse).
- Überprüfen, ob diese Ressourcen und Fähigkeiten im Unternehmen effektiv und strategisch genutzt werden. Gibt es Kontrollmechanismen, die den Einsatz der Ressourcen regeln?
- Überprüfen, ob die identifizierten Wettbewerbsvorteile durch organisatorische oder rechtliche Maßnahmen langfristig geschützt sind.
- Regelmäßig überprüfen, welche Implikationen Veränderungen der Rahmenbedingungen (z. B. Marktveränderungen, technologische Veränderungen, organisationale Veränderungen) im Laufe der Zeit haben.
Über diese Matrix können Unternehmen eigene Kernkompetenzen mit denen der relevanten Wettbewerber vergleichen. Die Dimensionen dieser Matrix umfassen Kompetenzen im Vergleich zur Konkurrenz sowie den Wert bzw. die Relevanz für die Kundschaft. So ergeben sich Kompetenzstandards, Kompetenzlücken, Kompetenzpotenziale und Kernkompetenzen. Wenn sich zum Beispiel ein wichtiges Kundenbedürfnis mit den wesentlichen Fähigkeiten des eigenen Unternehmens deckt, das zudem nicht im gleichen Ausmaß von Wettbewerbern abgedeckt werden kann, liegt eine Kernkompetenz vor. Per Definition (strenge Kriterien) kann es
nur fünf bis sechs Kernkompetenzen geben. Die Methode ist abhängig von subjektiven Einschätzungen. Um die digitale Transformation zu bewältigen, sollten Unternehmen durchdenken, welche Ressourcen und Kompetenzen für datengetriebene Geschäftsmöglichkeiten nützlich oder notwendig sind, inwieweit diese bereits
im Unternehmen vorhanden sind und wie diese auf- oder ausgebaut werden können. Unternehmen sollten überlegen, mithilfe welcher kooperierenden Organisationen sie Investitionskosten teilen, Risiken minimieren und Ressourcen und Kompetenzen
austauschen können. Dieser Austausch sollte übergeeignete Mechanismen organisiert werden.
Praxisbeispiele bei #Vogtlandmobil, #Informa und #EMBB