Use Case Produktentwicklung

Produktentwicklung

Bild­nach­weis: Rawpixel.com/Shutterstock.com

Worin beste­ht die Herausforderung?

Forschungs- und Entwick­lung­sprozesse rund um die Pro­duk­ten­twick­lung umfassen Markt- und Ziel­grup­pen­analy­sen, Erstel­lung von Las­ten­heften und Zielkosten- und Preis­de­f­i­n­i­tion oder auch Umset­zungs- und Test­phasen. Die Her­aus­forderung beste­ht in der Natur der Pro­duk­ten­twick­lung selb­st, die von vie­len unsicheren Vari­ablen und einem hohen Investi­tion­srisiko geprägt sein kann. Steigende Mark­t­dy­namiken erfordern jedoch eine schnelle und gelin­gende Pro­duk­ten­twick­lung. Um diese möglichst opti­mal an der Kund­schaft auszuricht­en, spielt auch die Co-Kreation mit der (indus­triellen) Kund­schaft eine zunehmend wichtige Rolle. Diese birgt eigene Her­aus­forderun­gen im Wis­senstrans­fer und der inter­pre­ta­tiv­en Unsicher­heit (z. B. ver­schiedene Fachken­nt­nisse, kul­turell bed­ingte Missver­ständ­nisse, örtliche Verteilung der Partner).

Welche Dat­en kön­nen hier helfen?

• Kund­schafts­dat­en und Mark­t­dat­en zur Nach­frage nach Pro­duk­ten bei bes­timmten Preisen oder mit bes­timmten Merkmalen

• Exper­i­men­tal- und Umfragedaten

Wie kommt der Nutzen aus den Daten?

Markt‑, Nutzungs- und Kund­schafts­dat­en kön­nen Hin­weise auf neue Kund­schafts­bedürfnisse liefern und damit die Pro­duk­ten­twick­lung lenken. Dig­i­tales Pro­to­typ­ing mith­il­fe von Soft­ware­pro­gram­men dient dazu, dig­i­tale Zwill­inge von kün­fti­gen Pro­duk­ten zu entwick­eln und deren Ver­hal­tensweisen in bes­timmten Anwen­dungskon­tex­ten zu simulieren und Anpas­sun­gen vorzunehmen. Der Nutzen beste­ht hier in der schnelleren und kostengün­stigeren Antizipa­tion des Pro­duk­tver­hal­tens und im Aufzeigen von möglichen Fehlern. Im Bere­ich der gemein­samen Pro­duk­ten­twick­lung zwis­chen her­stel­len­dem Unternehmen und (indus­triellen) Kund­schaft bieten dig­i­tale Lösun­gen (z. B. Anwen­dun­gen mit erweit­ert­er und virtueller Real­ität) neue Poten­ziale, die Co-Kreation zu opti­mieren, um so möglichst mark­trel­e­vante Pro­duk­te zu entwickeln.

Wo wird diese Daten­nutzung bere­its angewendet?

• Im Forschungs­bere­ich »Advanced Mate­ri­als & Sys­tem Research« entwick­elt der Chemiekonz­ern BASF neue Struk­tur­ma­te­ri­alien, Dis­per­sio­nen und Funk­tio­nen. Dafür wer­den Exper­i­men­tal­dat­en erstellt und mit Kund­schafts­dat­en verknüpft. So kön­nen beispiel­sweise maßgeschnei­derte Lacke kreiert werden.

• Der Auto­her­steller Jaguar bindet seine Kundin­nen und Kun­den mith­il­fe von Umfrage­dat­en stärk­er in den Entwick­lung­sprozess sein­er Autos mit ein. Dazu wer­den sie vor und nach dem Kauf mündlich und schriftlich befragt. Diese Umfrage­dat­en fließen in die Pro­duk­ten­twick­lung neuer bzw. Weit­er­en­twick­lung beste­hen­der Auto­mod­elle ein.

• Das Soft­ware­un­ternehmen Autodesk bietet Lösun­gen für alle Phasen der datengestützten Pro­duk­ten­twick­lung. So kön­nen mit »Autodesk 3d Max« Bilder und inter­ak­tive Videos einge­bun­den wer­den oder mit dem Soft­ware­mod­ul »Autodesk Sim­u­la­tion 360« Sim­u­la­tio­nen von dig­i­tal­en Pro­duk­tzwill­in­gen erstellt werden.

• Das Unternehmen für Automa­tion­slö­sun­gen AH Automa­tion AB set­zt in der Pro­duk­ten­twick­lung auf Zusam­me­nar­beit mit sein­er indus­triellen Kund­schaft und gestal­tet diese mith­il­fe von dig­i­tal­en Lösun­gen. Durch VR-Anwen­dun­gen wer­den neue Automa­tisierung­spro­duk­te gemein­sam gestal­tet und optimiert.

• Die Fahrzeuge des Auto­mo­bil­her­stellers Daim­ler AG sam­meln auf der Fahrt aktiv Dat­en (z. B. zu Abstän­den und Geschwindigkeit­en) und werten diese in Echtzeit aus. Auf dieser Daten­ba­sis wer­den neue Fahras­sis­ten­ten und Pro­duk­t­mod­ule wie der Abstands-Assis­tent DISTRONIC entwickelt.

Welchen Beitrag leis­tet diese Daten­nutzung zur Wertschöpfung?

Die Nutzung von Dat­en in den Teilschrit­ten der Pro­duk­ten­twick­lung sorgt für eine erhöhte Trans­parenz und verbesserte Entschei­dungs­grund­la­gen. Die Unsicher­heit­en und das Investi­tion­srisiko kön­nen kom­pen­siert und die Erfol­gswahrschein­lichkeit der Neupro­duk­te­in­führung am Markt erhöht wer­den. Dies stärkt die beste­hende Wertschöp­fung und kann neue Wertschöp­fung rund um das neue Pro­dukt gener­ieren bzw. opti­mieren. Durch Nutzung dig­i­taler Lösun­gen bzw. Daten­teilung mit Kundin­nen und Kun­den wird zudem die Kund­schafts­beziehung gestärkt.

Quellen: BASF (2017), Niess­ing, J. & Hen­ry, B., Har­vard Busi­ness Review (2018), Autodesk GmbH (2020), Kostis, A. & Rita­la, P., Cal­i­for­nia Man­age­ment Review (2020), Daim­ler AG (2017)

Pub­lika­tion: Wie Unternehmen Dat­en heute schon nutzen und in Zukun­ft nutzen kön­nen. Her­aus­ge­ber: Fraun­hofer IMW, Inhalt: Data Min­ing und Wertschöpfung